Überstunden: Grundschuldirektor erhält 31.000 Euro

Grundschulklasse

Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht entschied: Das Land Niedersachsen muss einem ehemaligen Grundschuldirektor 31.000 Euro für geleistete Überstunden zahlen. Das Urteil könnte weitere Klagen nach sich ziehen.

Der Kläger erklärte, er habe über Jahre hinweg regelmäßig Mehrarbeit leisten musste, um den Schulbetrieb am Laufen zu halten. Nach seinen Berechnungen kamen dabei wöchentlich durchschnittlich acht Stunden und 42 Minuten zusammen. Das Gericht erkannte jedoch nur einen Teil dieser Zeit als vergütungspflichtig an.


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Laut Urteil muss das Land Niedersachsen dem früheren Direktor fünf Stunden und 48 Minuten pro Woche vergüten. Der Rest sei nicht erstattungsfähig, da er auf strukturelle Mängel und freiwilliges Engagement der Lehrkräfte zurückzuführen sei. Trotz der Kürzung ergibt sich eine Entschädigung von 31.000 Euro – ein klares Signal für die hohe Belastung von Schulleitungen.

Keine Entschädigung ohne Belege

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtWeniger Erfolg hatte eine weitere Klägerin, eine ehemalige Grundschuldirektorin. Sie forderte ebenfalls eine Vergütung für Überstunden, konnte ihre Mehrarbeit aber nicht ausreichend belegen. Das Gericht wies ihre Klage ab, da detaillierte Aufzeichnungen fehlten.

Das Urteil könnte weitreichende Folgen für Schulleitungen in Niedersachsen haben. Gewerkschaften und Lehrerverbände fordern seit Langem eine bessere Bezahlung und klare Regeln für Überstunden. Kritiker:innen sehen in dem Fall ein weiteres Beispiel für die chronische Überlastung im Bildungssektor.

Ob das Land Niedersachsen gegen das Urteil in Revision geht oder wie es künftig mit ähnlichen Fällen verfährt, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Der Arbeitsaufwand von Schulleitungen rückt zunehmend in den Fokus der Justiz.

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Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Ferner ist sie Mitglied im Deutschen Presserat.