Eine aktuelle Studie zum Mobilitätsverhalten von Mitarbeitenden liefert überraschende Erkenntnisse und wirft ein neues Licht auf die Bedürfnisse der Beschäftigten in Bezug auf ihren täglichen Arbeitsweg.
Auf der Nationalen Konferenz für betriebliche Mobilität präsentierte der Bundesverband Betriebliche Mobilität e.V. (BBM) die Ergebnisse der BBM-Mobility-Survey 2024. Die Studie befragte anonym Mitarbeitende zu ihrem aktuellen und zukünftigen Mobilitätsverhalten. “Wir brauchen Fakten und keine Mutmaßungen – daher haben wir 2023 den BBM Mobility Survey erstmals durchgeführt mit dem Ziel, regelmäßig den Blick auf die Mitarbeitenden- und Pendlermobilität zu richten”, betont Axel Schäfer, Geschäftsführer des BBM. Der Verband will zeigen, wie sich das Verhalten der Beschäftigten verändert und welche Maßnahmen nachhaltige Mobilität fördern können.
Die Studie bietet Einblicke in das Mobilitätsverhalten, die Wünsche der Beschäftigten, die Angebote der Arbeitgeber, Dienstreisen und die Bedeutung von Home-Office. An der Online-Befragung von Dataforce nahmen 2.870 Mitarbeitende teil, die meisten Angestellte oder Führungskräfte. “Das ist eine sehr große Stichprobe, so dass wir klar aufzeigen können, was wir in Deutschland in den Unternehmen vorfinden”, erklärt Marc Odinius, CEO von Dataforce.
Im Schnitt 23 Kilometer zur Arbeit
80 Prozent der Befragten haben einen Arbeitsweg von 30 Kilometern oder weniger, über ein Viertel legt maximal 5 Kilometer zurück. Der durchschnittliche Arbeitsweg beträgt 23 Kilometer und dauert 30 Minuten. Der Pkw bleibt mit über 60 Prozent das meistgenutzte Verkehrsmittel, auch bei Dienstreisen. “Die Pendelwege sind kürzer, als ich erwartet habe. Das bedeutet aber auch, dass man tatsächlich mehr mit nachhaltigen Verkehrsträgern machen kann”, so Odinius.
Fasts die Hälfte der Mitarbeitenden arbeitet regelmäßig im Home-Office, 86 Prozent sehen darin einen Beitrag zum Klimaschutz. Unternehmen können Fachkräfte mit langem Arbeitsweg begeistern, wenn sie häufiger von zu Hause aus arbeiten können. Home-Office bietet Bequemlichkeit und senkt Kosten für Transport, Mahlzeiten und Arbeitskleidung.
Mobilitätsangebote und Informationsbedarf
50 Prozent der Befragten wünschen sich bessere Angebote vom Arbeitgeber. Dennoch beeinflusst das Mobilitätsangebot die Wahl des Arbeitgebers für über die Hälfte nicht. “Beschäftigte wollen einfach, flexibel und schnell zur Arbeit und wieder nach Hause kommen und möglichst nur ein Verkehrsmittel nutzen”, sagt Schäfer. Der Pkw punktet bei der Erreichbarkeit des Arbeitsortes am besten. Der Umstieg auf alternative Verkehrsmittel scheitert oft an äußeren Gegebenheiten. In der Großstadt bewerten Mitarbeitende die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV nur mit 2,9 von 5. Dennoch wäre ein Pkw-Verzicht für etwa die Hälfte der Mitarbeitenden eine Option.
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Unternehmen bieten viele Mobilitätsoptionen, die oft ungenutzt bleiben. “Da gibt es noch Potenzial”, meint Odenius. Häufig fehlen Informationen und Transparenz. Viele verstehen das Mobilitätsbudget nicht. Die eigene Situation und der Wohnort spielen bei der Bewertung der Angebote eine große Rolle. In ländlichen Regionen ist der Dienstwagen beliebt (47 Prozent), in der Großstadt das Jobticket (66 Prozent). Das Fahrrad ist nach dem Pkw das häufigste Verkehrsmittel zur Arbeit. Dienstradleasing spielt eine untergeordnete Rolle, 42 Prozent nutzen es nicht.
Veränderungen im Mobilitätsverhalten
Nur 21 Prozent der Befragten planen, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern. Die Mehrheit will auf Elektro-Fahrzeuge umsteigen. Jüngere (18-30-Jahre) bevorzugen das Fahrrad/E-Bike (45 Prozent), während die 31- bis 60-Jährigen auf BEV/PHEV umsteigen wollen (43 Prozent).
Bessere Bedingungen für Fahrradfahrer setzen wichtige Impulse. Beschäftigte wünschen sich gute und sichere Radwege (67 Prozent) und Abstellplätze (65 Prozent). Beim Umstieg auf E-Autos können Unternehmen mit finanziellen Anreizen helfen. 53 Prozent wünschen sich einen Zuschuss zum Jobticket. “Wir sehen ein nachhaltiges Gewissen, das aber bezahlbar sein muss”, sagt Odinius. 59 Prozent legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz, erwarten aber auch finanzielle Unterstützung. “Die Politik und auch kleinere Unternehmen sollten sich die Studie genau anschauen, denn hier gibt es den größten Nachholbedarf”, empfiehlt Schäfer.