Arbeitszeitwünsche gefährden Wirtschaftswachstum

Hochhaus

Ob jung oder alt, männlich oder weiblich, die Deutschen wünschen sich mehr Freizeit. Doch das bedroht den Wohlstand und das Wirtschaftswachstum. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zu finden.

Die Diskussion um die Arbeitszeit tobt: Die einen träumen von der Vier-Tage-Woche, die anderen wollen schon mit 63 Jahren in Rente gehen. Seit Jahren fordern Arbeitnehmervertreter kürzere Arbeitszeiten. Doch nicht nur die Generation Z will weniger arbeiten, sondern alle, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Wünsche reichen im Schnitt von zwei bis drei Stunden weniger in der Woche, Tendenz sinkend.

Politik muss Anreize für Mehrarbeit schaffen

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtFrauen arbeiten immer noch weniger als Männer. Während die Arbeitszeitwünsche älterer Frauen stabil bleiben, wünschten sich Frauen unter 25 Jahren 2021 eine Wochenarbeitszeit von 33 Stunden, 2007 waren es noch 37 Stunden. Bei Männern ist die Wunscharbeitszeit über alle Altersgruppen gesunken. Männer zwischen 26 und 40 Jahren wollten 2007 fast 40 Stunden arbeiten, 2021 nur noch 36 Stunden.

Das ist problematisch, denn Deutschland altert stark: In den nächsten Jahren erreichen deutlich mehr Menschen das Rentenalter, als Jüngere nachrücken. Ob diese Lücke mit Arbeitskräften aus dem Ausland geschlossen werden kann, bleibt fraglich. „Das ist ein Riesenproblem“, sagt IW-Experte Holger Schäfer. „Diese Entwicklung gefährdet unseren Wohlstand. Deutschland kann es sich nicht leisten, die Arbeitszeit zu verkürzen. Wenn weniger gearbeitet wird, dann werden auch weniger Güter hergestellt und Dienstleistungen angeboten. Alles, was wir für unseren Konsum, aber auch für Umverteilung etwa für soziale Zwecke zur Verfügung haben, wird weniger.“ Stattdessen müssten die Menschen ein bis zwei Stunden die Woche mehr arbeiten. „Hier ist die Politik gefragt: Sie muss dringend Anreize und Rahmenbedingungen schaffen, um längere Arbeitszeiten zu fördern“, so Schäfer.

Arbeit treibt die Wirtschaft an

Arbeit ist eine wichtige Quelle der Produktivität. Weniger Arbeitsstunden bedeuten in der Regel weniger produzierte Güter und Dienstleistungen, was das Wirtschaftswachstum beeinträchtigt. Arbeit ein auch entscheidender für Innovation und technologischen Fortschritt. Weniger Arbeitszeit kann dazu führen, dass Unternehmen weniger in Forschung und Entwicklung investieren. Das schränkt langfristig das Wachstumspotenzial der Wirtschaft ein.


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Die Herausforderung besteht also darin, einen Ausgleich zu finden, der sowohl das wirtschaftliche Wachstum als auch das Wohlergehen der Menschen berücksichtigt. Unternehmen können flexible Arbeitszeiten und Remote-Arbeit anbieten, um mehr Freizeit und Autonomie zu ermöglichen. Dass verbessert die Work-Life-Balance und reduziert den Stress, ohne die Produktivität zu beeinträchtigen.

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