Wer tief im Burnout steckt, dem hilft oft eine gezielte Psychotherapie. Sie ermöglicht, die eigene Leistungsfähigkeit realistisch einzuschätzen und zukünftige Anforderungen zu bewältigen.
Ein fortgeschrittenes Burnout-Syndrom verschwindet nicht von selbst. Leider erkennen Betroffene oft erst spät, dass etwas nicht stimmt. Das ist nicht ungewöhnlich, da sich die Symptome schleichend entwickeln und oft nicht rechtzeitig als Krankheit erkannt werden.
Wer sich in einem fortgeschrittenen Burnout-Prozess befindet, sollte eine gezielte Psychotherapie in Betracht ziehen. Diese hilft, die eigene Leistungsfähigkeit besser einzuschätzen und zukünftige Anforderungen realistischer zu stellen. So lässt sich die Gefahr verringern, sich erneut zu überfordern. Eine Therapie ist sinnvoll, da sie nicht nur Symptome, sondern vor allem die Ursachen der Erkrankung behandelt – eine Grundvoraussetzung für Heilung.
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Wer gesetzlich versichert ist und eine Therapie plant, sollte darauf achten, dass der oder die Psychotherapeut:in eine Kassenzulassung hat. Andernfalls übernimmt die Kasse die Kosten nicht. Bei privaten Versicherungen variieren die Regelungen, daher sollte man sich bei der jeweiligen Versicherung informieren.
Sind Therapien hilfreich?
Die Wirksamkeit von Psychotherapie ist umstritten. Kritiker:innen bemängeln, sie dauere zu lange, sei ineffektiv und unwirtschaftlich, unterliege der schnelleren und billigeren Behandlung mit Psychopharmaka, mache Patient:innen unselbstständig und abhängig, verschlimmere alles oder bewirke nichts Positives.
Nicht jede Therapie hilft in jeder Situation. Es gibt zweifellos “schwarze Schafe” unter den Psychotherapeut:innen. Doch viele Menschen haben durch Psychotherapie ihre Krankheit in den Griff bekommen oder sind geheilt worden.
In sieben Schritten zur erfolgreichen Psychotherapie
Das Angebot an Therapien für Burnout-Erkrankte ist groß: Psycholog:innen, Physio- und Psychotherapeut:innen, Ärzt:innen, Anti-Stress-Trainer:innen und Wellness-Gurus haben den Markt entdeckt. Es ist nicht immer leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Bei schwerem Burnout empfehlen Mediziner:innen stets eine Psychotherapie. Diese kann sich über ein halbes bis anderthalb Jahre erstrecken. Gesetzliche Krankenkassen zahlen nur bei approbierten Ärztlichen oder Psychologischen Psychotherapeut:innen, private Krankenversicherungen teilweise auch bei Heilpraktiker:innen. Wer unsicher ist, ob er eine Therapie benötigt, kann öffentliche Beratungsstellen aufsuchen, die oft Adressen von Therapeut:innen haben.
Erster Schritt: Gut vorbereiten
Vor dem ersten Telefonat sollten Betroffene klären, was sie wissen möchten:
– Erfüllen die Therapeut:innen die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt? Tragen sie die Bezeichnung Psychologischer Psychotherapeut:in, Ärztlicher Psychotherapeut:in oder Kinder- und Jugendtherapeut:in?
– Arbeiten sie mit einer Methode, die für einen selbst geeignet erscheint?
– Haben sie Erfahrungen mit dem Problem?
Auch das Bauchgefühl gezählt: Fühlt man sich gut informiert und respektvoll behandelt? Nur dann sollte man ein persönliches Treffen vereinbaren.
Zweiter Schritt: Persönliches Kennenlernen
Beim ersten Treffen muss man nicht alles offenlegen. Man sollte sagen, was man sich von der Therapie wünscht, und Bedenken äußern.
Dritter Schritt: Eine Nacht darüber schlagen
Bevor man einen weiteren Termin vereinbart, sollte man eine Nacht darüber schlafen, um das erste Gespräch zu verarbeiten. Außerdem muss man sich erst nach fünf Sitzungen für den bzw. die Therapeut:in entscheiden. Diese Zeit sollte man nutzen.
Vierter Schritt: Therapeut:innen prüfen
Vor der endgültigen Entscheidung sollte man folgende Fragen mit „Ja“ beantworten können:
– Fühlt man sich ernst genommen?
– Nimmt die bzw. der Therapeut:in die Probleme ernst?
– Kann man alles sagen, ohne zurechtgewiesen zu werden?
– Hat man die Freiheit, sich gegen die Therapie zu entscheiden?
– Lässt sich die Therapie in den Alltag integrieren?
Fünfter Schritt: „Status quo“ klären
Zu Beginn der Therapie sollten Therapeut:innen mit Betroffenen ein ausführliches Gespräch führen, um eine Diagnose zu stellen:
– Leiden Sie wirklich unter einem Burnout?
– In welcher Phase befinden Sie sich?
– Ist ein deutlicher Leidensdruck vorhanden?
– Haben Sie körperliche Beschwerden?
Sechster Schritt: Krankheitsvorgeschichte einbeziehen
Die Krankheitsvorgeschichte ist wichtig. Dabei sollten charakteristische Züge, berufliche Erwartungen und persönliche Stressbewältigungsmethoden thematisiert werden. Auch der Arbeitsplatz muss einbezogen werden: Welche Stressauslöser gibt es? Fühlen Sie sich von Zielvereinbarungen, Weiterbildungsnotwendigkeiten oder bürokratischen Hindernissen belastet? Wie hat sich das Burnout-Syndrom im Laufe der Berufstätigkeit entwickelt?
Siebter Schritt: Verhaltenstipps
Verhaltenstipps sollten in der Therapie nicht fehlen. Diese müssen jedoch gemeinsam mit Betroffenen erarbeitet und nicht vom Therapeuten vorgegeben werden:
– Wie findet man erholsamen Schlaf?
– Wie kann man sich im Unternehmen besser durchsetzen?
Betroffene sollten ihre Grenzen und Erwartungen an den Job klären. Ein großer Therapieerfolg ist erreicht, wenn sie dieses Ziel erreichen.