Chronischer Stress durch ständige Erreichbarkeit: Was Arbeitgeber tun können

Frau sitzt nur vom Rechnerlicht beleuchtet vor Monitor

Ständige Erreichbarkeit verursacht oft chronischen Stress. Arbeitgeber sollten aktiv eine gesunde Erreichbarkeitskultur fördern und klare Absprachen treffen. Schließlich regelt das Arbeitsrecht eindeutig Arbeits- und Erholungszeiten.

Noch schnell unterm Weihnachtsbaum die beruflichen Mails checken? Der TÜV-Verband warnt vor den Folgen dauernder Erreichbarkeit während der Urlaubszeit. “Ständige Erreichbarkeit kann negative Auswirkungen auf die körperliche und mentale Gesundheit der Berufstätigen haben. Chronischer Stress, Burnout-Symptome wie Schlafstörungen oder anhaltende Erschöpfung sowie ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind häufige Folgen”, erklärt André Siegl, Experte für Arbeits- und Gesundheitsschutz beim TÜV-Verband.


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Eine aktuelle Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigt, dass die Hälfte der Beschäftigten während ihres Weihnachts- bzw. Neujahrsurlaubs für Kolleg:innen, Vorgesetzte oder Kund:innen erreichbar bleibt. Sie reagieren vor allem auf E-Mails, Kurznachrichten oder Anrufe. Studien belegen, dass dienstliche Anfragen oder regelmäßiges Checken beruflicher Nachrichten die Erholung stören und die Regenrationsfähigkeit mindern.

Digitale Kommunikationsmittel verstärken das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtAuch aus arbeitspsychologischer Sicht hat die Erwartung ständiger Erreichbarkeit negative Folgen. “Der gefühlte Arbeitsdruck steigt, selbst wenn gar nicht oder nur wenig gearbeitet wird, wie mal eben noch auf eine E-Mail zu reagieren”, sagt Siegl. “Die Beschäftigten können gedanklich nicht vollständig von der Arbeit abschalten.” Das hemmt die Erholung und beeinträchtigt langfristig die Leistungsfähigkeit und Psyche der Mitarbeitenden.

Digitale Kommunikationsmittel wie Smartphones, E-Mails und soziale Medien verstärken das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen. Häufiges mobiles Arbeiten oder Homeoffice erschweren die klare Trennung von Arbeits- und Ruhezeiten. Aus arbeitsmedizinischer und -psychologischer Sicht sind daher klare betriebliche Regelungen zur “erweiterten Erreichbarkeit” nötig. “Klare Absprachen über Erreichbarkeitszeiten fördern die Transparenz und reduzieren Unsicherheiten bei Arbeitnehmern und Vorgesetzten”, sagt Siegl.

Gut gestaltete Erreichbarkeitsregelungen schaffen ein gesundes Gleichgewicht

Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit sollte auf begründete Ausnahmefälle beschränkt bleiben, um ausreichende Erholung zu gewährleisten. “Arbeitgeber sollten sich aktiv mit dem Thema Erreichbarkeit beschäftigen”, betont Siegl. Denn den negativen Auswirkungen wie Stress stehen positive Effekte wie mehr Flexibilität gegenüber. Gut gestaltete Erreichbarkeitsregelungen schaffen ein gesundes Gleichgewicht. Führungskräfte spielen dabei ein Schlüsselrolle, da sie die Erreichbarkeitskultur einer Organisation maßgeblich beeinflussen.

Das Arbeitszeitgesetz schützt die Einhaltung von Ruhezeiten und die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit. Es gibt Vorgaben für Rufbereitschaften und Bereitschaftsdienste, die etwa im Gesundheitswesen, in der Gastronomie oder in technischen Bereichen wie IT oder Gebäudetechnik gelten. Das Bundesurlaubsgesetz sichert, dass sich Berufstätige im Urlaub uneingeschränkt erholen können. Beide Gesetze fördern die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer.

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