Hitzewellen beeinträchtigen Leistungsfähigkeit

Thermometer mit über 40 Grad Celsius

Der DAK-Gesundheitsreport enthüllt alarmierende Zahlen: Fast ein Viertel der Beschäftigten leidet unter den Auswirkungen von Hitzewellen am Arbeitsplatz.

Von den Befragten gaben 23 Prozent an, sich während solcher Perioden stark belastet zu fühlen. Das entspricht etwa zehn Millionen Beschäftigten. Besonders betroffen sind ältere Mitarbeitende über 50 Jahren, von denen sogar 29 Prozent unter den extremen Bedingungen leiden. Pflegekräfte, Bauarbeiter und Handwerker zählen zu den am stärksten betroffenen Berufsgruppen. Unter den Pflegekräften fühlen sich schockierende 49 Prozent stark belastet, was mehr als doppelt so hoch ist wie der Durchschnitt. Im Baugewerbe und Handwerk sind es immer noch hohe 28 Prozent.

Die Umfrage, die im Auftrag der Krankenkasse durchgeführt wurde, analysierte die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten und befragte über 70.00 Erwerbstätige. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als zwei Drittel der Befragten eine Beeinträchtigung ihrer Leistungsfähigkeit durch extreme Temperaturen feststellen.

Kaum arbeitsorganisatorische Maßnahmen

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtDie Auswirkungen auf die Produktivität sind dabei deutlich: Über die Hälfte der Beschäftigten (53 Prozent) sind bei Hitze weniger produktiv, während 42 Prozent Konzentrationsschwierigkeiten haben. Zusätzlich geben 13 Prozent an, gereizter gegenüber Kolleg:innen oder Kund:innen zu sein. Bei Pflegekräften sind diese Auswirkungen noch gravierender, da 17 Prozent Mühe haben, die erwartete Arbeit zu erfüllen. Neben den direkten Auswirkungen auf die Arbeit haben fast ein Fünftel der Befragten (19 Prozent) hitzebedingte Gesundheitsprobleme. Dazu gehören Abgeschlagenheit und Schlafstörungen (jeweils 68 Prozent), Kreislaufbeschwerden (65 Prozent), Kopfschmerzen (50 Prozent) und Schwindel (35 Prozent).

Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK, warnt vor den gesundheitlichen Risiken, die mit Hitze am Arbeitsplatz einhergehen. Er fordert eine dringende Bewusstseinswende und verstärkte Aufklärung im Hinblick auf Klima- und Hitzeschutz. Ein “Schulterschluss zum Hitzeschutz” sei erforderlich. Und obwohl nur ein kleiner Teil der Krankschreibungen auf Hitze zurückzuführen ist (zwei Prozent der Belegschaft), zeigt die Analyse einen Zusammenhang zwischen Hitzeperioden und steigenden Krankheitsdiagnosen. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg von Kreislauferkrankungen während heißer Wochen.

Arbeitgeber müssen handeln

Viele Beschäftigte äußern Bedenken hinsichtlich der Vorbereitung ihrer Arbeitgeber auf zukünftige Hitzewellen. Obwohl fast drei Viertel der Befragten Schutzmaßnahmen wie das Abdunkeln des Arbeitsplatzes oder Getränkeangebote am Arbeitsplatz haben, sind arbeitsorganisatorische Maßnahmen wie Homeoffice oder Anpassungen der Arbeitszeiten weniger verbreitet.

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Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat und Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union.