Steigende Fehlzeiten aufgrund psychischer Belastungen

Das Gesicht einer Frau spiegelt sich in einem Fenster

Immer mehr Menschen wird anscheinend alles zu viel: Laut dem AOK-Fehlzeitenreport nehmen psychische Erkrankungen unter Beschäftigten in alarmierendem Maße zu.

Die Krankenkasse verzeichnete in den letzten zehn Jahren einen Anstieg von beinahe 50 Prozen bei Fehltagen aufgrund psychischer Erkrankungen. Im vergangenen Jahr fehlten Beschäftigte im Durchschnitt an 29,6 Tagen aufgrund psychischer Beschwerden. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) führt jährlich Untersuchungen durch, um die Auswirkungen aktueller Krisen auf Unternehmen und die Gesundheit der Beschäftigten zu analysieren. Die Datengrundlage für den AOK-Fehlzeitenreport umfasst etwa 15 Millionen erwerbstätige AOK-Versicherte sowie eine repräsentative Befragung von 2.500 Erwerbstätigen im Alter von 18 bis 66 Jahren im Februar 2023.

Im Fokus: Neues Jahr, starkes ich

Die Umstellung vieler Unternehmen auf Homeoffice und mobiles Arbeiten als Reaktion auf die Pandemie hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen gezeigt. Neben einer erhöhten Flexibilität und gesteigerter Arbeitszufriedenheit wurde auch eine Entgrenzung der Arbeit festgestellt, wie der Gesundheitssoziologe Bernhard Badura erklärt. Dies kann zu sozialer Isolation führen und die Distanzierung der Mitarbeitenden von ihren Unternehmen begünstigen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement als Lösung

Der Bericht hebt hervor, dass insbesondere Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen häufiger aufgrund psychischer Belastungen krankgeschrieben sind als Mitarbeitende anderer Berufsgruppen. Den zweiten Platz in dieser Statistik belegen Beschäftigte im Bereich der Öffentlichen Verwaltung, gefolgt von den Bereichen Erziehung und Unterricht sowie Banken und Versicherungen. Im Durchschnitt entfällt etwa jeder zehnte Fehltag auf psychische Beschwerden.


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Johanna Baumgardt, Leiterin des Forschungsbereichs für Betriebliche Gesundheitsförderung des WIdO, hebt zudem die Verbindung zwischen Veränderungen und Unsicherheiten in Unternehmen hervor. Die persönliche Gesundheit der Mitarbeitenden steht in direktem Zusammenhang mit der positiven Einschätzung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Dennoch zeigt die Studie, dass Mitarbeitende, die die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens negativer bewerten, trotz ärztlicher Ratschläge fast doppelt so oft zur Arbeit gehen wie ihre positiv eingestellten Kolleginnen und Kollegen. Baumgardt spricht sich daher für eine verstärkte betriebliche Gesundheitsförderung aus. Bisher bieten lediglich knapp sechs von zehn Unternehmen entsprechende Programme an.

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Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.