Stetiger Anstieg von Ausfallzeiten durch psychische Belastungen in Unternehmen: Mit der Gefährdungsbeurteilung und der Wirksamkeitskontrolle krankmachende Arbeitsbedingungen identifizieren und verbessern.
Psychische Belastungen bei der Arbeit schaden nicht nur den Betroffenen, sie führen in Unternehmen auch seit Jahren zu steigenden Ausfallzeiten: Wie der DAK PsychReport zeigt, ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen von 2013 bis 2023 um 52 Prozent gestiegen. Unternehmen können mit der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen krankmachende Arbeitsbedingungen erkennen und durch geeignete Maßnahmen abfedern.
“Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen stößt einen Veränderungsprozess an: Nach der Analyse und entsprechenden Maßnahmen folgt nach zwei bis drei Jahren die Wirksamkeitskontrolle. Sie ist für mich der charmanteste Schritt in diesem Prozess, denn sie zeigt, welche Maßnahmen wirken, und welche angepasst werden müssen”, so Dr. Maxi Robinski, Arbeitspsychologin bei TÜV Rheinland. Obwohl die Aufsichtsbehörden eine umfassende Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen erwarten, bleiben viele Unternehmen nach den ersten Schritten stehen und vergeben so eine Chance zur Weiterentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit im agilen Marktgeschehen.
Handlungsbedarf erkennen und Ressourcen gezielt und nachhaltig einsetzen
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen deckt beispielsweise auf, ob sich Mitarbeitende durch die Führungsqualität positiv bestärkt oder unter Druck gesetzt fühlen. Beantwortet wird zum Beispiel auch, ob die Produktionsplanung in einem Unternehmen effektiv ist oder Qualitätsmängel verursacht, die durch Retouren zu Frustration bei den Beschäftigten führen. Mit den abgeleiteten Maßnahmen werden Veränderungsprozesse im Unternehmen angestoßen, die mögliche Belastungen vermindern sollen.
Zur Wirksamkeitskontrolle wird aus einer Liste dieser Maßnahmen ein griffiger und wissenschaftlich belastbarer Fragebogen erstellt. Er dient zur schriftlichen Befragung der Belegschaft oder wird in Workshops diskutiert und beantwortet. Dabei werden Mitarbeitende und Führungskräfte getrennt betrachtet. Die Auswertung erfolgt anonym. “Das Ergebnis zeigt, welche Maßnahmen bei der Belegschaft die gewünschte Wirkung entfalten, welche wenig genutzt werden, aber Potenzial haben, und welche nicht den gewünschten Erfolg zeigen. Dadurch können wir Anpassungen vornehmen oder neue Maßnahmen entwickeln und so die zur Verfügung stehenden Ressourcen gezielt und nachhaltig einsetzen”, so Robinski.
Erfolgsfaktoren für die Wirksamkeitskontrolle
Wesentliche Erfolgsfaktoren für die ganzheitliche und wirksame Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen sind die kontinuierliche Begleitung aller Schritte aus einer Hand – optimalerweise durch Arbeitspsycholog:innen. Ebenso wichtig sind die Einbeziehung der Mitarbeitenden von Anfang an, klar und verständlich definierte und kommunizierte Maßnahmen sowie eindeutige Zuständigkeiten für deren Umsetzung.
- Schlafmangel: Ein Risiko für Unternehmen
- Steigende Fehlzeiten aufgrund psychischer Belastungen
- Krankheitsausfälle bleiben auf hohem Niveau
Die Wirksamkeitskontrolle sollte von Anfang an fest eingeplant und auch im bereitgestellten Budget berücksichtigt sein. Eine unternehmensinterne Durchführung hinterfragt oft weniger die Wirksamkeit der Maßnahmen, sondern erfasst häufig nur ihre Durchführung oder Bekanntheit. “Bei unseren Befragungen stellen wir manchmal fest, dass eine gute Maßnahme im Unternehmen zu wenig bekannt ist. Bringt die Wirksamkeitskontrolle dies ans Licht, kann der Informationstransport verbessert und so das Potenzial der Maßnahme optimal ausgeschöpft werden”, weiß Robinski.
Führungsqualität hat großen Einfluss auf psychische Belastung
„Den größten Einfluss auf die psychische Belastung von Beschäftigten hat nach unserer Erfahrung die Führungsqualität. Als entsprechend wirkungsvoll werden Maßnahmen eingestuft, die durch gezielte Schulungen, fachliche Weiterbildungen oder organisatorische Veränderungen der Führungsebene zu Verbesserungen führen”, erklärt die Arbeitspsychologin. Auch eine gute Kommunikation von Erfolgen im Unternehmen werde positiv bewertet. Wichtig sei dabei, die Informationen für die Belegschaft verständlich und attraktiv aufzubereiten. Zudem kann sich die ständige Aktualisierung von Stellenbeschreibungen positiv auf die psychische Belastung von Mitarbeitenden auswirken, wenn dadurch Arbeitsprozesse und Verantwortlichkeiten an die tatsächlichen Gegebenheiten am Arbeitsplatz angepasst werden.
“Unternehmen spiegeln uns zurück, dass eine langjährige Zusammenarbeit, die Bekanntheit der Expertinnen und Experten sowie eine gemeinsame Strategie Sicherheit bei der Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen vermitteln. Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir als externer Dienstleister erprobte und wissenschaftlich validierte Methoden zur Verfügung stellen, die Unternehmen bei der Umsetzung eines wirksamen betrieblichen Gesundheitsmanagements unterstützen. Mitarbeitenden vermittelt die Wirksamkeitskontrolle, dass ihr Unternehmen sich nachhaltig für die Gesundheit der Beschäftigten einsetzt, was unter anderem auf das Arbeitgeberimage und die Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz einzahlt”, betont Robinski.