Wechselwillige Mitarbeitende nehmen sich Auszeit im Homeoffice

Person am Tisch sitzend

Der aktuelle Jobwechsel-Kompass zeigt: Viele Beschäftigte, die einen Jobwechsel planen, vernachlässigen ihre Arbeit und gönnen sich eine inoffizielle Auszeit im Homeoffice.

38 Prozent der potenziellen Wechselkandidat:innen vermeiden zusätzliche berufliche Aufgaben, die über ihre Grundaufgaben hinausgehen. Zum Vergleich: Bei denjenigen, die keine Veränderung anstreben, liegt der Anteil bei nur 18 Prozent. Zudem haben 43 Prozent der Wechselwilligen innerlich bereits gekündigt. Insgesamt bleibt die Wechselbereitschaft auf dem deutschen Arbeitsmarkt hoch. Ein Drittel aller Beschäftigten ist offen für einen neuen Arbeitgeber, eine leichte Steigerung im Vergleich zum letzten Quartal (32 Prozent). Besonders ausgeprägt ist das Interesse in der Altersklasse zwischen 30 und 39 Jahren, wo sich fast die Hälfte (48 Prozent) einen Jobwechsel gut vorstellen kann.

Homeoffice als Rückzugsort für wechselwillige Mitarbeitende

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtViele potenzielle Jobwechsler nutzen das Homeoffice, um Distanz zu ihrem aktuellen Job zu schaffen. Ein Viertel von ihnen arbeitet ab und an im Homeoffice, um sich dort eine heimliche Auszeit zu nehmen. 26 Prozent stellen ihren Job-Status auf Kommunikationsplattformen wie Slack oder Teams auf „beschäftigt“, obwohl sie es nicht sind. 38 Prozent haben sich häufiger krankschreiben lassen, ohne wirklich krank zu sein. Zum Vergleich: Das macht nur jeder Zehnte, die keinen Jobwechsel anstrebt.

„Unsere Zahlen zeigen: Beschäftigte, die sich für eine neue berufliche Chance interessieren, entfernen sich Schritt für Schritt von ihrem aktuellen Arbeitgeber. Da Mitarbeiterbindung in Zeiten des Fachkräftemangels aber eine sehr hohe Bedeutung zukommt, sind Arbeitgeber gefragt, schlagkräftige Motivationskonzepte für unzufriedene Mitarbeitende zu entwickeln, die diesen wieder neuen Schwung verleihen“, so Peter Langbauer, Geschäftsführer von stellenanzeigen.de, über die Ergebnisse der Umfrage.

Drei Viertel der Unternehmen stellen weiter ein

Trotz der ungünstigen wirtschaftlichen Entwicklung stellen viele Arbeitgeber laut ihren Mitarbeitenden weiterhin ein. 74 Prozent der Befragten geben an, dass es bei ihrem aktuellen Arbeitgeber keinen Einstellungsstopp gibt. Entsprechend zuversichtlich sind die meisten Beschäftigten, was ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt betrifft. 61 Prozent schätzen diese als gut ein, ein Rückgang von 4 Prozent im Vergleich zum letzten Quartal. Leicht überdurchschnittlich optimistisch sind die potenziellen Jobwechsler: 65 Prozent von ihren gehen von guten Aussichten für ihren angestrebten Arbeitgeberwechsel aus. Insgesamt vertrauen die Beschäftigten langfristig auf gute persönliche Perspektiven. 24 Prozent glauben, dass ihre Job-Aussichten in einem Jahr noch besser sein werden, weitere 55 Prozent gehen von gleich guten Chancen aus. Besonders zuversichtlich sind jüngere Menschen zwischen 18 und 19 Jahren, von denen 43 Prozent eine noch bessere Ausgangssituation für sich sehen.

Hohe Arbeitgeberzufriedenheit trotz Wechselstimmung

Trotz der hohen Wechselbereitschaft verzeichnen die Arbeitsmarktforscher:innen eine nach wie vor hohe Arbeitgeberzufriedenheit. Zwei Drittel der Beschäftigten sind mit ihrem derzeitigen Unternehmen zufrieden. Besonders unzufrieden sind nur 6 Prozent der Befragten. Selbst bei den Beschäftigten, die einen Jobwechsel in Betracht ziehen, liegt die Zufriedenheitsrate bei immerhin noch 40 Prozent.


Mehr zum Thema:


„Der Arbeitsmarkt hat sich längst von der wirtschaftlichen Konjunktur abgekoppelt. Das zeigt sich auch an den Wechselabsichten der Beschäftigten, die auch dann eine berufliche Neuorientierung in Betracht ziehen, wenn sie mit ihrem aktuellen Arbeitgeber eigentlich zufrieden sind“, so Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe.

Für den Jobwechsel-Kompass befragt das Marktforschungsinstitut bilendi im Auftrag der Königsteiner Gruppe sowie stellenanzeigen.de quartalsweise mehr als 1.000 Beschäftigte zu ihren beruflichen Zukunftsaussichten und ihrer Wechselbereitschaft. Der aktuelle Befragungszeitraum für die vorliegende Ausgabe lag im September 2024. Alle Teilnehmer:innen waren zum Zeitpunkt der repräsentativen Befragung erwerbstätig.

Wir sind der Wandel-Newsletter