KI verändert die Gesellschaft und die Arbeitswelt. Sie bietet Chancen für mehr Chancengerechtigkeit im Beruf – aber nur unter bestimmten Bedingungen.
Eine neue Umfrage der Initiative Chef:innensache zu KI, Frauen und Führung zeigt, dass Frauen KI skeptischer gegenüberstehen als Männer. Nur 32 Prozent der Frauen vertrauen künstlicher Intelligenz, bei den Männern sind es 47 Prozent.
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:
– Nur ein Drittel der befragten Frauen (32 Prozent) sieht KI als chancengerecht, bei den Männern sind es 43 Prozent.
– Frauen vertrauen KI weniger als Männer (nur 32 Prozent im Vergleich zu 47 Prozent) und schätzen ihre eigenen Fähigkeiten mit der Technologie seltener als gut ein (30 Prozent zu 43 Prozent).
– Nur 37 Prozent der befragten Frauen sind zufrieden mit den Trainingsangeboten ihres Unternehmens zum Umgang mit KI. Bei den Männern sind es 44 Prozent, aber über die Hälfte hält die Angebote nicht für angemessen.
– Der Wunsch nach einer Führungsposition bleibt gering. Die Lücke zwischen Männern (28 Prozent) und Frauen (22 Prozent) wird größer.
Männer sicherer im Umgang mit KI
„Mit dem Aufkommen von künstlicher Intelligenz entsteht ein neuer Faktor, der sich auf Chancengerechtigkeit im Beruf auswirkt“, erklärt Dr. Sandra Arndt, Geschäftsleitung der Initiative Chef:innensache. „Unsere Studie hilft, zu verstehen, wie Männer und Frauen die Technologie wahrnehmen und Empfehlungen abzuleiten, um die Chancen dieser neuen industriellen Revolution nutzen zu können.“ Die Umfrage zeigt, sind Männer im Umgang mit KI erfahrener sind. Frauen haben im Beruf weniger Kontakt mit KI (60 Prozent zu 69 Prozent), schätzen ihre Fähigkeiten seltener als gut ein (30 Prozent zu 43 Prozent) und wollen seltener den Umgang mit KI erlernen (49 Prozent zu 62 Prozent). Diese Werte steigen bei Befragten, die nach einer Führungsrolle streben. Jede und jeder Zweite sieht die Rolle von KI für die eigene berufliche Rolle als wichtig an. Besondere Effizienzsteigerung, höhere Qualität und mehr Datenschutz werden als positive Aspekte der KI wahrgenommen.
Auf der anderen Seite befürchten die Befragten negative Auswirkungen auf die menschliche Interaktion, die Arbeitsplatzsicherheit und die Anerkennung für ihre Arbeit. „Die Daten zeigen, dass Frauen aktuell die Chancen von KI als Zukunftstechnologie nicht ausreichend verstehen und nutzen“, ordnet Dr. Julia Sperling-Magro, Partnerin beim Chef:innensache-Mitglied McKinsey, die Ergebnisse ein. „Für mehr Chancengerechtigkeit auch auf Führungsebenen ist es wichtig, dass neben Pay-Gap und Care-Gap nicht auch noch ein Future-Gap durch mangelnde KI-Nutzung hinzukommt. Hier haben Unternehmen einen großen Hebel durch bessere Information und passende Weiterbildungsangebote.“
Frauen weniger zuversichtlich, Karriere zu machen
Die Befragten bleiben skeptisch gegenüber Führungspositionen. Die Lücke zwischen den Geschlechtern ist wieder gewachsen. Nur ein Viertel der Befragten (28 Prozent der Männer, 22 Prozent der Frauen) strebt eine Führungsposition an. 2018 lag dieser Wert noch über 40 Prozent. Während sich der Karrierewunsch bei Frauen und Männern annähert, wächst die Lücke bei der Zuversicht wieder. 39 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen sind zuversichtlich, eine Führungsposition zu erreichen. Bei Frauen mit positiven gleichgeschlechtlichen Vorbildern steigt dieser Wert auf 66 Prozent.
- Wissenschaftskarriere für Frauen: Familiengründung als Hürde
- Karriere-Boost durch generative KI
- Mütter als Teilzeitkräfte
Familienbetreuung und Teilzeitbeschäftigung beeinflussen die Karriereplanung. 54 Prozent der Frauen, aber nur 38 Prozent der Männer mit Kindern geben an, ihre Karriere zurückzustellen, um familiären Verpflichtungen nachzukommen. Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, dass Teilzeit die Karrierechancen negativ beeinflusst. Bei ehemaligen Teilzeitkräften, die wieder in Vollzeit arbeiten, liegt dieser Wert jedoch nur bei 38 Prozent. Dies zeigt, dass Unternehmen bereits Maßnahmen ergriffen haben, um Angestellte wieder in Vollzeit zu integrieren.
Teilzeit weniger karriereschädlich als ihr Ruf
„Unsere Arbeitswelt verändert sich umfassend und in rasantem Tempo. Der konstante Wandel betrifft alle Menschen und Frauen in besonderem Maße. Neue Technologien, autonome Systeme und eine grenzenlose Vernetzung erfordern, dass wir immer am Ball bleiben, mutige Entscheidungen treffen und lebenslanges Lernen verinnerlichen. Dafür brauchen wir ein gesellschaftliches Umdenken, das die Initiative Chef:innensache mit innovativen Konzepten und öffentlichen Debatten fördert“, erklärt Susanne Fabry, Vorsitzende des Chef:innensache e.V.
Initiative Chef:innensache:
Die Initiative Chef:innensache fördert ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern in Führungspositionen. Geschäftsführungsmitglieder:innen und Vorstände verschiedener Unternehmen sowie Leiter:innen wissenschaftlicher, sozialwirtschaftlicher und öffentlicher Einrichtungen treiben die Initiative voran. Seit 2015 will sie mit neuen Ideen und Konzepten ein Umdenken in der Arbeitswelt herbeiführen. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis und zeitgemäße Rollenbilder nützen allen – Frauen, Männern und der Gesellschaft.