Steckt New Work in der Krise?

Mann schaut aus Bürogebäude runter

Hat New Work seinen Höhenpunkt erreicht, oder sind Anpassungen nötig, um das Konzept zukunftssicher zu machen? Eine Analyse der aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätze für eine zukunftssichere Arbeitswelt.

New Work hat die Arbeitswelt tiefgreifend verändert. Viele Unternehmen profitieren von mehr Flexibilität und neuen Möglichkeiten. Doch es gibt auch Schattenseiten und Herausforderungen. Unternehmen sollten ihre Modelle überprüfen und anpassen sowie eine Kultur fördern, die Flexibilität und Struktur, Eigenverantwortung und Unterstützung ausbalanciert.

Die letzten Jahre brachten große Veränderungen: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, hybride Modelle und flache Hierarchien prägen viele Unternehmen. Diese Ansätze fallen unter „New Work“, ein Konzept, das Arbeit als sinnstiftend versteht. Doch trotz der Euphorie zeigen sich Spannungen. In der hybriden Arbeitswelt und globalen Teams fragt man sich, ob New Work hält, was es verspricht.

Die Grundidee von New Work und ihre Herausforderungen

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtNew Work steht für Flexibilität, Eigenverantwortung und den Abschied von starren Strukturen. Frithjof Bergmann prägte den Begriff in den 1980er-Jahren. Arbeit soll nicht nur den Lebensunterhalt sichern, sondern auch erfüllend sein. Unternehmen wollen so neue Talente anziehen, während Beschäftigte flexibles und selbstbestimmtes Arbeiten schätzen. Doch ist jede Branche und jede Organisation für New Work geeignet?

Eine Herausforderung in hybriden Arbeitsmodellen ist die Kommunikation: Entscheidungsprozesse können sich verlangsamen, Abstimmungen komplexer werden. Mitarbeitende fühlen sich isoliert, da informelle Gespräche im Büro fehlen.

Auch die Flexibilität von New Work kann belasten. Homeoffice und asynchrone Arbeitszeiten schaffen eine Verfügbarkeitserwartung, die das Wohlbefinden beeinträchtigt. Viele haben Schwierigkeiten, Beruf und Privatleben zu trennen, was zu Stress führt.

New Work und die Krise der Unternehmenskultur

Ein weiteres Problem ist der Verlust einer greifbaren Unternehmenskultur. Mitarbeitende, die selten im Büro sind, haben weniger Bezug zum Unternehmen und zu den Kolleg:innen. Das führt zu Entfremdung und schwächt Motivation und Bindung. Die emotionale Bindung, einst ein Element für produktive Zusammenarbeit, droht zu verschwinden.

Zudem verlangt New Work eine neue Führung: Vertrauen und Selbstverantwortung sind zentral, funktionieren aber nicht in allen Teams. Einige Führungskräfte tun sich schwer, Kontrolle abzugeben, während Beschäftigte Eigenverantwortung und Selbstorganisation fordern. Fehlende Führung kann zu Überforderung führen.

Effizienz und Produktivität auf dem Prüfstand

Studien zeigen, dass remote Arbeitende produktiv sind. Doch es stellt sich die Frage, ob das langfristig funktioniert. Einige Unternehmen berichten von abnehmender Effizienz und fehlender Innovationskraft. Persönliche Treffen und spontane Interaktionen treiben Innovation und Kreativität. Fehlen sie, reagieren Unternehmen langsamer auf Marktveränderungen.


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Untersuchungen zeigen, dass hybride Teams langsamer entscheiden. Mitarbeitende im Homeoffice sind häufiger abgelenkt, was die Effizienz mindert. Unternehmen müssen die Balance zwischen Flexibilität und Effizienz finden, ohne die Vorteile flexiblen Arbeitens aufzugeben.

Zunehmende soziale Isolation und mentale Gesundheit

Mitarbeitende, die hauptsächlich von zu Hause arbeiten, berichten zunehmend von Isolation und Abkopplung vom Team. Der tägliche Austausch im Büro entfällt oder wird durch Videokonferenzen ersetzt, die nicht die gleiche Nähe schaffen. Besonderes Berufseinsteiger oder neue Teammitglieder fühlen sich entfremdet.

Die psychische Belastung ist ein weiterer Faktor, der in den letzten Jahren zugenommen hat. Fehlende Strukturen und ständige Erreichbarkeit setzen Mitarbeitende unter Druck. Unternehmen müssen Maßnahmen ergreifen, um die mentale Gesundheit zu schützen und Wege zu finden, den sozialen Kontakt zu fördern.

Lösungsansätze und Perspektiven für die Zukunft

New Work steckt nicht zwingend in der Krise. Vielmehr sind Anpassungen nötig. Unternehmen sollten prüfen, wie sie New-Work-Elemente nachhaltiger gestalten können:

Klare Grenzen und Regeln: Unternehmen sollten Richtlinien schaffen, die Beruf und Freizeit trennen. Dazu gehören feste Zeiten, in denen Mitarbeitende nicht erreichbar sein müssen.
Präsenzzeiten für soziale Interaktion: Hybridmodelle mit klaren Präsenzzeiten stärken die Unternehmenskultur. Regelmäßige Treffen fördern den Teamzusammenhalt und die Innovationskraft.
– Neue Führungskultur: Führungskräfte sollten lernen, Vertrauen aufzubauen, ohne die Kontrolle zu verlieren. Gleichzeitig müssen Mitarbeitende Eigenverantwortung und Selbstmanagement entwickeln.
– Mentale Gesundheit fördern: Programme zur Förderung der mentalen Gesundheit sind essenziell. Virtuelle Teamevents und soziale Aktivitäten können Isolation vermindern und die Teamdynamik stärken.

New Work steht nicht in der Krise, sondern befindet sich in einer Phase der Anpassung. Ein erfolgreicher Übergang gelingt, wenn Unternehmen Schwachstellen erkennen und mutige Schritte zur Verbesserung unternehmen.

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Sabine Hockling

Die Chefredakteurin Sabine Hockling hat WIR SIND DER WANDEL ins Leben gerufen. Die Wirtschaftsjournalistin und SPIEGEL-Bestsellerautorin beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Veränderungen unserer Arbeitswelt. Als Autorin, Herausgeberin und Ghostwriterin veröffentlicht sie regelmäßig Sachbücher – seit 2023 in dem von ihr gegründeten DIE RATGEBER VERLAG.